Glasfasernetz in Aegerten

1. Verpasste Chance

Swisscom hat den nationalen Auftrag, die Schweiz mit Glasfasernetzen zu versorgen. Dabei steht das Unternehmen unter zeitlichem Druck.

Neben Swisscom sind auch Sunrise und Salt wichtige Akteure in diesem Markt. Regionale Anbieter wie die Gemeinschaftsantennenanlage Grenchen (GAG) und evard in Brügg ergänzen das Bild kleinerer Provider.

In Aegerten besteht bereits ein Swisscom-Netz. Die Gemeinde plante 2020, ein eigenes Glasfaserkabelnetz zu errichten und ging dafür eine Kooperation mit der Swisscom ein, die am 25. November 2021 vertraglich besiegelt wurde.

Die Realisierung war abhängig von der Zustimmung der Gemeindeversammlung zu einem Rahmenkredit. Ein flächendeckendes Glasfasernetz bis in die Wohnungen (FTTH) sollte die Infrastruktur effizienter gestalten und Doppelspurigkeit vermeiden. Die Finanzierung sollte primär durch die Spezialfinanzierung laut Reglement zur Energieversorgung und Gemeinschaftsantennenanlage der Gemeinde erfolgen mit einem bedeutenden finanziellen Beitrag von Swisscom und anderen Providern. Geplant war, dass die Arbeiten Mitte 2022 beginnen und bis Ende 2023 abgeschlossen sein sollten.

Trotz guter Voraussetzungen scheiterte das Projekt im Frühjahr 2023.


2. GIS Netz Aegerten

Ein GIS (Geoinformationssystem)-Netz dient der Erfassung und Verwaltung der Netzinfrastruktur einer Gemeinde. Es speichert Daten zu geografischen Orten und den zugehörigen physischen Infrastrukturen, wie etwa Telekommunikations- und Stromleitungen. Die Technologie ermöglicht die Visualisierung, Bearbeitung und analytische Auswertung raumbezogener Daten, was für Energieversorger und andere Dienstleister unerlässlich ist, um Leitungen zu überwachen und Wartungen zu planen.

In Aegerten wurde das GIS-Netz durch die RSW AG, Lyss realisiert.


3. Finanzielle Grundlagen des Glasfasernetzes in der Gemeinde Aegerten

Die Finanzierung des Glasfasernetzes erfolgte über IRU-Angebote (Indefeasible Right of Use), die langfristige Nutzungsrechte an Glasfaserkapazitäten darstellen.

Diese Praxis ist üblich im Telekommunikationsmarkt und ermöglicht es Käufern, ohne den Besitz der gesamten physischen Infrastruktur stabile Bandbreiten zu sichern.

Das P2P-Netz (Point-to-Point) in Aegerten sollte direkt von einem zentralen Technikraum bis in die einzelnen Wohnungen führen.

Eigentümer des Netzes ist die Gemeinde, die die Infrastruktur für den Betrieb bereitstellt.

 

4. Vertrag mit der Gemeinschafts-Antennenanlage Region Grenchen (GAG)

Am 29. September 1982 ging die Gemeinde Aegerten eine Vertragsbeziehung mit der GAG ein, um öffentliche Fernseh- und UKW-Radioprogramme in der lokalen Kabelanlage zu verteilen.

Die GAG betreibt das Netz auf eigene Kosten und Gefahr und stellt der Gemeinde die Signale zur Verfügung ausser in der Gemeinde Aegerten.

Der Vertrag verlängert sich automatisch, wenn er nicht ein Jahr vor Ablauf gekündigt wird.

Die frühestmögliche Auflösung des Vertrages ist am 31. Dezember 2027 bei einer Kündigung im laufenden Jahr.


5. Glasfaserbau der Gemeinde Aegerten

Nach der Fertigstellung des GIS-Netzes durch die RSW AG war der Bau des Glasfasernetzes geplant.

Dies beinhaltet Tiefbauarbeiten, das Verlegen von Kabeln und den Ausbau der Inhaus-Infrastruktur.

Die Gemeindeversammlung muss die Finanzierung genehmigen, bevor Angebote für die Bauarbeiten eingeholt werden können.

Der Rollout des FTTH-Netzes sollte im Frühjahr und Sommer 2023 erfolgen, finanziert durch die Provider und die Spezialfinanzierung laut Reglement zur Energieversorgung und Gemeinschaftsantennenanlage.